OnkelBarlow/BMZ/663: Kriegsspiele, Suchtmittel WoW, Drogen in der Familie
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| # | date | runtime | url |
|---|---|---|---|
| 667 | 2019-08 | 00:23:50 | YouTubeSpotify |
Zusammenfassung
<Zusammenfassung>
Lessons Learned
<Lesson Learned 1>
Transkript
Hallo und herzlich willkommen, hier ist Barlow mit BMZ Nummer 663 und drei sehr ernsten Themen. Kriegsspiele, Suchtmittel, WoW und Drogen in der Familie. Mensch, das sind heute tatsächlich, glaube ich, mit der ernsthafteste Tag, den wir bislang hatten. Übrigens, eine Sache noch am Rande. Wieder mal so weit, dass ich aufrufen darf, kann, muss, wie auch immer, dazu Fragen zu stellen. Egal welchen Thema, heute haben wir drei sehr ernsthafte. Wir können auch lustigere Themen nehmen, wir können auch gamingaffinere Themen nehmen oder irgendwas anderes. Ist mir eigentlich egal. Aber ich brauche wieder Fragen. Viele, am besten gute Fragen. Normalerweise immer, wenn ich diesen Aufruf starte, dann klappt das für zumindest mal für so ein paar Tage. Und dann ist wieder so ein bisschen, ein bisschen flaute. Egal, widmen wir uns dem ersten Thema. Hallo Barlow, Krieg als Spielthema, was hältst du davon? Habe ich kein Problem mit. Aber widmen wir uns der gesamten Frage. Als ich noch klein war, zu DOS-Zeiten, ich finde das gut, dass wir keine Jahreszahlen angeben oder ein Alter, sondern zu DOS-Zeiten, hat mein Vater damals mein Panzerkriegsspiel, die Panzer waren so pixelig, dass man sie kaum als solche erkennen konnte, von der Platte gelöscht, weil man dort Krieg spielen konnte. Ein paar Jahre später hat er das Spiel Urban Chaos von meiner Platte gelöscht, weil ihm das zu gewalttätig war. Er hatte eventuell sogar recht, ich habe keine Ahnung, ich habe mir gerade gar nichts gesagt. Mein Vater zockt selber auch manchmal, allerdings eher Pinball und Minigolf. Mittlerweile habe ich eine Ausbildung, Wehrdienst und Abendschule neben dem Beruf abgeschlossen und selbst Kinder. Gegen den Wehrdienst hat er nichts gesagt, aber gegen das Kriegspiel, ok. Gut. Neulich kam mein Vater unerwartet zu Besuchen, mit den Kindern zu spielen. Da diese aber noch schliefen, war ich gerade am Spielen von World of Tanks. Ich spielte meine Runde noch zu Ende, was von ihm kommentiert wurde mit, muss das denn sein? Ich finde es nicht gut, dass du immer noch Kriegspielst. Woraufhin ich ihm entgegnete, ob das sein Ernst sei, immerhin spiele, habe ich gedient und spiele hobbymäßig auch Paintball und schieße Bogen, aber Panzerspielen am PC ist schlimm. Draufhin war Ruhe, allerdings lief er mit unzufriedenen Minen hinter mir stehen, bis ich fertig war. Mittlerweile bin ich 30 und finde das Verhalten überzogen. Was meinst du, Krieg am PC? Ok, ja. Und ist es ein Unterschied der Preade, Kriegsschauplätze oder beispielsweise Orks gegen Elfen? Aus meiner Sicht wenig. Das riesengroße Problem, was ich immer mit den Leuten habe, die sich so massiv aufregen über so ein Thema wie Krieg oder Schießen oder Waffen oder so in Computerspielen ist, dass sie halt extrem zweierlei Maß anlegen. Dasselbe würdest du nie hören, wenn du dir Bücher zum Thema durchliest oder wenn du Filme zum Thema schaust oder Hörspiele hörst oder sonst irgendwie was in der Art. Und selbst dann nicht, wenn es Sachen sind, die realistische Szenarien wiedergeben oder historisch sind. Das wird dann immer so abgetan mit, ja ist ja historisch. Ja und Moment, also deine Kritik scheint ja zu sein, dass es entweder gefährlich ist, dann ist es egal, ob es historisch ist oder nicht. Oder dass es unmoralisch ist und auch wenn es wenn es also über den Moral Faktor von von Dingen, die historisch korrekt wären in dem Kontext, müssen wir dann genauso schreien, streiten, wenn wir das Ganze ja in erster Linie mal oder zumindest auch teilweise zur Unterhaltung wahrnehmen. Es ist ja nicht so, als ob du ein Geschichtsstudent wärst, der dann diesen diesen diesen Film Inhalt oder Doku Inhalt oder so pauken muss, sondern wenn ich mir so eine Doku angucke wie The World at War zum Beispiel fantastische Dokumentation zum Thema am Zweiten Weltkrieg, eine sehr alte Dokumentation auch aus den 70ern. Dann mache ich das ja auch, weil ich es unterhaltsam finde. Würde ich es nicht unterhaltsam finden, würde ich vermutlich nicht gucken. Und wenn wir feststellen, dass wir es zumindest halbwegs legitim finden, diese Art von Inhalten zur Unterhaltung wahrzunehmen, ob nun fiktiv oder historisch, dann stellt sich die Frage, warum stellen sich da manche so unglaublich auf die Barrikaden, wenn es um Spiele geht? Und dann kommen manche mit dem Argument, aber du machst das ja da selber, du agierst dort ja selber. Meine Gegenfrage lautet ja immer, ja und? Kurz nachdenken, was ist daran schlimmer? Es gibt einige, die sagen Ja, das ist ja schlimmer, weil dann ist das ja und dann stockt schon meistens, denn alles, was ab da kommt, ist reine Spekulation. Wird gerne so getan, als wäre Gaming irgendwie eine Art von Inhalt, den der einen dazu bringen würde, etwas als Realität wahrzunehmen. Mehr als dies in Filmen. Der Fall war, der wäre zum Beispiel ein Bücher oder sonst irgendwas, dem ist nur nicht so. Dafür existiert keinerlei Beweis, ganz im Gegenteil. Ist eher so, dass das alles, was dazu untersucht wurde, zur Folge hatte, dass man sagen musste, naja, gut, eigentlich ist es so, dass nach unserem Wissen stand, die Leute, die solche Arten von Inhalten spielen, im Mittel, in der Realität relativ gut verankert sind. Und dann musst du halt sagen. Nochmal oder du musst noch mal fragen, wo genau ist das Problem? Dass ich es unterhaltsam finde, einen Shooter zu spielen oder ein Kriegsspiel oder so. Das lässt ja überhaupt keinen Rückschluss auf das tatsächliche Ereignis zu. Ich kann, ich zum Beispiel, ich bin, das merkt ihr immer wieder, wir haben immer wieder das Thema irgendwie Gewalt oder sonst irgendwas und ich glaube, viel pazifistischer als ich geht es nicht. Ich verabscheue die Anwendung von Gewalt praktisch uneingeschränkt. Nicht ganz uneingeschränkt, aber nahezu uneingeschränkt. Trotzdem kann ich einen riesigen Spaß an Spielen haben, die massiv gewalttätig sind. Und bis auch zu dem Punkt, dass ich, wenn ich das Spiel hätte, mit vermindeter Gewalt, ich weniger Spaß empfinde. Ein gutes Beispiel, was ich da immer nenne, ist der Fallout Bullet Time Modus, wenn man das Wett-System benutzt. Also dieser Zeitlupen-Modus, in dem die Kamera zusammen mit dem Projektil fliegt und dann zerschießt man die Köpfe von irgendwelchen Raidern oder, also in dem Fall wären das dann Humanoide oder auch irgendwelche, keine Ahnung, Mutanten oder sonst irgendwie was. Und das macht mir Spaß, aber nicht, weil es für mich irgendwas für das reale Leben bedeuten würde. Da ist keinerlei Überschneidung. Das eine ist ein Spiel, das ist Unterhaltung in der Unterhaltungsform, in der fiktiven Unterhaltungsform finde ich das eben unterhaltsam. In der Realität überhaupt nicht. Ich vermeint halt übrigens auch nicht, in den meisten Fällen zumindest, wenn es sich um eine Darstellung von realer Gewalt in den Medien handelt. Das ist auch was, wo ich eher gerne weggucke und mir das nicht so gerne angucke, wenn ich es irgendwie vermeiden kann. Also ich bin zumindest niemand, der aktiv danach sucht. Ich weiß, dass es dann auch noch Leute gibt, die einen sehr hohen Spaß daran haben, sich sehr brutale Arten von Videos und Verletzungen und sowas anzugucken. Zu denen zähle ich nicht. Also auch das ist schonmal so ein Unterschied, wo aber auch jeder anders tickt, wie anfällig er dafür ist oder nicht. Nur wenn es halt um dieses komplett fiktive in einem Spielinhalt geht, dann keine Ahnung. Das soll jeder halten, wie er es möchte. Für mich hat das keinerlei Auswirkungen auf die Realität. Und damit soll dann bitte jeder glücklich werden, wie er glücklich werden möchte und das machen, was er machen möchte. Das einzige, was man natürlich sagen kann, ist, auch wenn es dafür sehr, sehr wenig gute Informationen gibt oder sehr, sehr wenig Belege gibt, dass etwas so gefährlich ist, wie manche glauben, ist im Zweifelsfalle, würde ich es von Kindern weghalten, solche Inhalte, wobei ich auch Panzerspiele jetzt per se, ich bin kein Experte für Panzerspiele, aber sicherlich weniger schlimm finden würde als einen Ego-Shooter, einen unzensierten, typischen Ego-Shooter. Aber das ist das einzige, wo ich sagen will, im Zweifelsfalle, dann lass es halt von deinen Kindern weg und spiel das nicht mit deinen Kindern oder erst, wenn sie das entsprechende Alter erreicht haben, was der Altersfreigabe entspricht, damit du auf der Nummer sicher bist. Aber ab da soll es bitte jeder haltend handhaben, wie er möchte. Und mich wird es da wahnsinnig machen und mich macht es da wahnsinnig, wenn es diese Moralapostel gibt, die meinen einschreiten zu müssen, um mir zu erzählen, welches Computerspiel ich spielen darf und welches nicht. Wir können jetzt natürlich irgendwie in die extremsten Grenzfälle gehen und sagen, es gibt aber mit Sicherheit Spiele, wo man darüber diskutieren kann, weil dort ein Spielinhalt, und das hat man deutlich auch schon mal quasi nur noch der Provokation dienen soll, wenn du, keine Ahnung was, den Flugzeugsimulator hast, mit dem du in die Zwillingstürme fliegen könntest oder so, wo du weißt, okay, das wird von Leuten bewusst gemacht, um zu provozieren und so. Dann ist es aber eher der Teil, wo ich angebe, wo ich sage, das ist was, was ich dem Developer grundsätzlich mal angreide, dass er auf diese Art und Weise halt Publicity zu erhaschen versucht. Wenn wir von den typischen, relativ normalen Spieltiteln angehen, bei denen das Spiel selber und die Spieltiefe und das Gameplay im Vordergrund steht, vielleicht definieren wir es so am leichtesten, um diese Exoten mit rauszunehmen, dann habe ich damit kein Problem grundsätzlich und damit sollte auch niemand ein Problem haben. Hallo Barlow, da nun mehrmals ich das Thema psychische Erkrankungen, nee, da nun mehrmals ich das Thema psychische Erkrankungen gefallen ist, möchte ich meine aktuelle Situation schildern, bis du darüber denkst, spiele seit Classic WoW und habe in der Vergangenheit schon sehr intensiv gespielt, Schule, nach Hause WoW, Schule, nach Hause WoW und so weiter. Eine Zeit lang gehe ich davon aus, dass ich suchtkrank bin und habe mich letztendlich damit arrangiert, habe eine Ausbildung abgeschlossen und anschließend drei Jahre als Krankenpfleger in der Psychiatrie gearbeitet. Anfang dieses Jahres habe ich per Aufhebungsvertrag gekündigt, innerer Stress und depressive Symptomatik, habe meine Hausärztin aufgesucht und mittlerweile auch einen festen Psychotherapeuten. Dieser hat mir dann unter anderem eine Sozialphobie diagnostiziert, ich bin aus allen Wolken gefallen, all die Jahre habe ich meine Suchterkrankungen im Vordergrund gesehen, nun soll es etwas anderes sein und das überfordert mich. Nun pendle ich monatelang schon von einem Job zum nächsten, jedes Mal ist es zu viel Stress für mich. Ich habe den Boden unter den Füßen verloren, somit ist WoW für mich nicht mein Suchtmittel, sondern leg ich mir ein Mittel um zu vermeiden rauszugehen. Nun zu meinen Fragen, hast du bereits ähnliche Erfahrungen gemacht? Wie gehst du mit deinen Ängsten um? Wie konnte ich all die Jahre so blind sein? Du hast vermutlich mehr Erfahrungen gemacht als ich, also allgemein mehr Erfahrungen als ich gemacht, wenn du drei Jahre als Krankenpfleger in der Psychiatrie gearbeitet hast. Dann nehme ich an, dass du tatsächlich ein bisschen medizinisch auch vorgebildet bist in dem Bereich und so ein bisschen was halt über auch diverse Erkrankungen weißt. Umso, ich will nicht sagen positiver, aber umso interessanter ist es halt, dass selbst dir irgendwie etwas verborgen geblieben ist, wo man sagen müsste, wenn du das quasi nicht erkennst, wer abgesehen von einem Arzt dann sonst. Und ich glaube, das ist vermutlich nicht so ungewöhnlich. Ich kenne keine Zahlen dazu, das dürfen andere, die sich damit zu dem Thema schlau gemacht haben, gerne einfügen an dieser Stelle unter dem Video, wenn sie möchten. Aber allgemein glaube ich, ist es nicht ungewöhnlich, dass diverse psychische Krankheiten sich überschneiden und nicht immer das, was man für das Gravierenste hält oder vermutlich bei allen möglichen Arten von Krankheiten und Vermischungen von eben diesen. Auch tatsächlich, dass das ist, was das Haupt, was eben die Hauptkrankheit ist, dass man sich irgendwas auserkoren hat und sieht, ich habe die und die Symptome, also vermutlich das und das. Um festzustellen, dass das Problem eigentlich deutlich tiefer liegt. Das ist so eine Sache, die ich schon mal angesprochen habe. Ich glaube, das war in einem Podcast mit ein paar Jungs von von RBTV oder sowas, auch um WoW und und um WoW und irgendwie so so so suchtmäßig zocken ging, wo ich halt auch schon sagte, dass von von dem, was ich festgestellt habe, bei mir und auch bei anderen, dass das der die Richtung manchmal die komplett umgekehrte ist, von der, die man üblicherweise glaubt. Also was man üblicherweise glaubt, ist WoW ist ein Spiel, das ist so faszinierend, dass es einen süchtig macht, daraus folgt, dass man dann viel Zeit mit dem Spiel verbringt und ja alles andere links liegen lässt. Und das mag ja auch durchaus in manchen Fällen richtig sein. Was aber mit Sicherheit auch oft der Fall ist, ist der umgekehrte Fall, dass irgendwas einen dazu zwingt oder zumindest irgendwie, dass man für sich entscheidet, dass man lieber nicht so viel unter Menschen sein möchte, welche aus welchen Gründen auch immer. Und bevor einem dann die Decke oder was heißt möchte, vielleicht auch nicht kann und bevor einem dann die Decke auf den Kopf fällt, irgendwas sucht, was man ja quasi den ganzen Tag zu Hause machen kann. Und wenn jetzt einige sagen, ja gut, der ganze Tag ist ja nicht ich arbeite hier schließlich noch. Okay, dann den den so ein Drittel des Tages zu Hause machen kann und da wird die Luft ja oft schon ziemlich schnell ziemlich dünn, wenn man irgendwie so acht Stunden am Tag plus schlafen zu Hause ist, irgendwelche Hobbys zu finden, die einen dann irgendwann noch reizen. Und da sind dann so Spiele wie WoW oder andere, die eine ähnliche Spieltiefe haben, natürlich prädestiniert, um das so ein bisschen zu überschatten, dass man dann bei den Leuten genau das sieht, was du festgestellt hast. Also ja, ich ich habe das schon gesehen. Es ist natürlich von außen immer unglaublich schwer zu beobachten, bei wem da was in welcher Form zutrifft. Und ich bin normalerweise auch jetzt nicht derjenige, der beim zocken so unbedingt in der Vergangenheit und aktuell eigentlich auch so unbedingt viel über das Privatleben redet. Für mich ist zocken irgendwie zocken und da ging es in erster Linie dann um um die Game Inhalte und das, was mich fasziniert, ist bestimmt auch nicht ganz untypisch, weil das so ein Stück weit auch so eine Vermeidungsstrategie sein kann. Und das ausblenden, was einem nicht gefällt und nicht über das reden müssen, was sonst ist, sondern sich auf dem Spiel zu konzentrieren. Ich bin gespannt, wie das bei dir bei dir weitergeht, weil das ist halt auch kein so ganz leicht zu behebendes Problem. Und das nächste Thema, das in eine ähnliche Kerbe schlägt, Thema Drogensucht in der Familie. Ich weiß kein schönes Thema, aber ich würde deine Meinung dazu interessieren. Hallo Onkel Bale. Zunächst mal möchte ich mich für den täglichen Content in Form der BMZ bedanken, denn eine analytische Art, dich mit Fragen auseinanderzusetzen, hat meine Sicht auf viele Dinge schon oft zum Positiven gewandelt oder mich überhaupt erst dazu gebracht, mich mit gewissen Themen zu befassen und darüber nachzudenken. Danke dafür. Ja, danke dir dafür. Nun zu meiner Geschichte. Ich selbst bin 31 und strebe eine Umschule zum Erzieher an. Komme gerade frisch aus 1,5 Jahren Bundesfreiwilligendienst einer Grundschule. Um wen es nicht eigentlich handelt, ist mein drei Jahre älterer Bruder, der vor kurzem von der Polizei in Gewahrsam genommen werden musste und per Gerichtsbeschluss in eine psychiatrische Klinik eingewiesen wurde, da er seine Wohnung demolierte und nackt die Mitbewohner im Mehrfamilienhaus, in dem er wohnt, anpöbelte und bedrohte. Keiner kann froh sein, dass er in Deutschland wohnt, mit der Bio in den USA, da hätte er ihn jetzt beerdigt besuchen dürfen, vermutlich. Ich selbst erfuhr dies noch am selben Tag, zufällig mein Geburtstag, eher durch Zufall, da mir sein eigenartiges Verhalten schon am Tag zuvor auffiel und ich nach ihm sehen wollte. Ich verschaffte mir mit dem Schlüssel, den ich von ihm für Notfälle hatte, Zutritt zu seiner Wohnung und fand diese, eben wie bereits oben erwähnt, in dem demulierten Zustand, Fenster eingeschlagen, Türen und Schränke zertreten, alles voller Scherben. Bekundige mich daraufhin bei der Polizei, ob das vorgefallen sei, ob sie Kenntnisse über einen Aufenthalt meines Wodas hätten. Nach einigen Telefonaten und einem Besuch auf der Wache bekam ich entsprechend Auskunft. Der Grund, warum ich nicht bereits am Vortag entsprechende Stellen alarmierte, bestand darin, dass so etwas in der Vergangenheit auch nicht zum ersten Mal an meinem Geburtstag schon sehr oft vorkam und ich in solchen Situationen meist wenig Handhabe hatte mit ihm, wenn er unter Einfluss solcher Substanzen, Amphetamin und ähnliches stand, nicht zu reden war und er meist recht aggressiv reagierte. Er wurde mittlerweile wieder aus dem Krankenhaus entlassen und zeigt keinerlei Einsicht oder Reue zu diesem Vorfall oder dem Verhalten, das er mir und unserer Mutter gegenüber vor und nach einem seiner Ausraste an den Tag legte. Vielmehr noch war für uns vor, ihn zu wenig zu unterstützen und dass er nicht verstehen könnte, wie kaltherzig ich zu ihm wäre. Ich habe nach dieser Aktion für mich beschlossen, in Kontakt zu meinem Bruder Gänzlich abzubrechen, was ich ihm aufgrund seines Verhaltens uns gegenüber auch schon nach dem letzten Zwischenfall androhte. Wir durchlebten diese oder ähnliche Situation bereits seit mehr als 18 Jahren und ich bin der Meinung, dass ich bzw. wir ihm in solchen Situationen schon weit mehr als genug beigestanden bzw. die auf die Beine geholfen haben in Form von neuer Wohnungssuche, neuen Richtungen, finanzieller Unterstützung und natürlich vieler Zeit und Nerven. Darüber hinaus sagte ich ihm, er solle sich in Zukunft von mir und dem Rest der Familie fernhalten, weil ich nicht mehr zusehen könne, wie meine Mutter regelmäßig an solchen Situationen zerbricht und auch ich Angst habe, dass sein Verhalten unserer jüngeren Schwester 13 beeinflusst und belastet, wie es mich in meiner Jugend belastet hat. Wie denkst du über die Sache? Hast du etwas Vergleichbares erlebt, das mit Drogen, Alkohol etc.? Und wie weit denkst du, sollte man ein Familienmitglied unter solchen Umständen unterstützen? Ich bin nicht seit Anfang an dabei, daher weiß ich nicht, ob solche Fragen schon mal dran kamen. Ich würde mich dennoch freuen, wenn es ihn eines deiner BMZ schafft. Liebste Grüße macht weiter so und falls du noch krank bist, gute Besserung. Ja, danke. Die kann ich gebrauchen. Es wird vermutlich auch noch die nächste Woche, wenn ich mich noch ein bisschen schonen müssen, ein bisschen zurückhalten müssen, in der Hoffnung, dass es danach mal endlich wieder bergauf geht. So eine krasse Situation, wie du sie beschreibst, habe ich noch nicht gehabt. Ich glaube, man ist immer unglaublich leicht darin zu sagen, ja natürlich muss man jemanden unterstützen, der ist ja krank, der macht das ja nicht mit Absicht usw. usf. Und das ist grundsätzlich auch richtig. Aber ich glaube, dass die wichtigste Eigenschaft, die jemand mitbringen muss, um es zu verdienen, dass man es sich antut, auch nach so vielen Jahren und so vielen Rückschlägen und so vielen investierten Energien und Geld und Zeit und Emotionen, das Einzige, was er als Minimum mitbringen muss, ist die Bereitschaft, sich zu verändern. Finde ich ganz persönlich. Und das sehe ich bei deinem Bruder halt im Moment nicht so wirklich. Und ich will nicht sagen, dass er was dafür kann. Der ist im Moment in so einem Sumpf drin, in dem seine Realität vermutlich ganz anders aussieht als die tatsächliche Realität. Und ich habe keine Ahnung, wie er da rauskommen kann. Nur, ihr helft euch glaube ich innerhalb der Familie nicht. Und ich weiß nicht mal, ob ihr auch nur ansatzweise eine Chance habt, momentan ihm zu helfen. Oder ob es irgendwie so ein Wegruf ist übertrieben. Eigentlich sollte er genügend Wegrufe gehabt haben. Die Situation, die du gerade beschreibst, wäre für jeden anderen Menschen längst ein Wegruf gewesen. Oder? So jeder andere mal kurz für sich nachdenken, wenn er selber irgendwie eingewiesen werden musste, weil er seine komplette Wohnung demoliert hat und nackt im Treppenhaus die Nachbarn angepöbelt. So, ich glaube, für die meisten von uns etwas, wo man nachher sagt, das möchte ich nicht unbedingt in meiner Biografie oder auf Facebook geteilt wissen. Also, dass alleine das so was Extremes war ja für ihn offensichtlich nicht mal was, was ihn ansatzweise zum Nachdenken gebracht hat. Er sieht ja offenbar die Schuld auch noch bei anderen und nicht bei sich selber. Also, ich will nochmal sagen, ich meine nicht, dass er persönlich Schuld ist. Wenn sowas wie Drogensucht und Sucht und möglicherweise auch noch psychische Probleme mit reinkommen, dann sind das Sachen, die zu einem Großteil außerhalb von dem liegen, was man mal eben so beeinflussen kann als Mensch. Aber es ist halt noch viel weniger eure Schuld. Und ich kann verstehen, dass du so reagierst, wie du reagiert hast. Ich weiß halt nicht, inwiefern man sagen kann, wir lassen ein kleines Türchen offen, um ihn zumindest klar zu machen. Sobald du bereit bist, dir helfen zu lassen und sobald du erkennst, dass du Probleme hast, die angegangen werden müssen, dann ist die Tür wieder offen. Also dann sind wir dafür da, wenn du an den Drogenproblemen arbeitest, wenn du an den psychischen Problemen arbeitest und wenn du vor allen Dingen erkennst, dass es Probleme sind. Das ist vielleicht das Einzige, was ich machen würde, weil im Moment ist er, glaube ich, in so einer Welt. Ich habe keine Ahnung, ob da noch so ein bisschen klingt das teilweise nach so Formen von Schizophrenie. In seiner Welt seid ihr diejenigen, die die Sachen nicht richtig machen und die sich ihm gegenüber nicht korrekt verhalten. Und er ist das Opfer. Das ist übrigens etwas, was unabhängig davon ist, was ich unglaublich oft höre und raushöre. Wann immer es Leute gibt, die sich über Dinge in ihrem Leben beschweren, hat man ganz, ganz viele dabei, bei denen erst mal mindestens zehn andere Stellen außer ihnen selbst aufgezählt werden, die für ihre Misere verantwortlich sind. Ob das nur Bevölkerungsgruppen sind oder ob es konkret spezielle Menschen sind, Verwandte oder so, das spielt jetzt erst mal in dem Fall keine Rolle. Und ja, das ist das Einzige, was ich machen würde, ihm halt klar machen, wenn er erkennt, dass er gravierende Probleme hat und bereit ist, an denen zu arbeiten, dass ihr dann bereit seid, auch wieder ihn zu unterstützen und ihm zu helfen, aber dass ihr nicht dazu da seid, um das auszubügeln, was er da regelmäßig offenbar anrichtet, wenn es keinerlei Grund gibt, zu glauben, dass irgendwo eine Besserung in Sicht ist oder der Wunsch nach Besserung wenigstens in Sicht ist. Und wenn das nicht funktioniert, so trau ich das sein mag, aber dann würde ich auch erst mal den Kontakt auf Eis legen. Es bringt halt nichts, also er schädigt ja damit noch mehr Menschen als sich. Ich möchte mir gar nicht vorstellen, wie das für eine Mutter ist, wenn ein Kind sich über Jahrzehnte so verhält und – was heißt verhält? Das ist ja nicht mal ein Verhalten – in so eine Situation sich gebracht hat, so ein Leben lebt. Und wenn du dann noch eine kleine Schwester hast, die damit, glaube ich, vermutlich noch tausendmal schwerer umgehen kann als Erwachsener das können, dann bin ich da ganz auf deiner Seite. Wenn es dann zu den Extremen kommt, dann würde ich sagen, gut, jeder ist für sein eigenes Leben verantwortlich, wer sich nicht helfen lassen will, dem wird dann halt eben nicht geholfen. Und dann muss er halt erst mal schauen, wie er klarkommt. Vielleicht kommt tatsächlich irgendwann was auch immer es sein könnte für ihn, was ihn so einnordet, dass er tatsächlich feststellt, verdammt, ich brauche Hilfe, die Situation gibt es immer wieder mal, ich hoffe, dass es noch dazu kommt bei ihm. So, das soll es gewesen sein für heute. Ich hoffe, ihr fandet die Themen interessant. Ich hoffe, ihr beerdet mich weiterhin und beglückt mich weiterhin mit solchen interessanten Themenvorschlägen. Macht es gut und tschüss, sagt euer Onkel Barlow.