OnkelBarlow/BMZ/722: Lotto spielen, Elektromobilität, Reproduzierbarkeitskrise: Unterschied zwischen den Versionen

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Aktuelle Version vom 24. Dezember 2022, 10:14 Uhr

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Zusammenfassung

<Zusammenfassung>

Lessons Learned

<Lesson Learned 1>

Transkript

Hallo und herzlich willkommen hier ist Barlow mit BMZ Nummer 722 und den Themen Lotto spielen, Elektromobilität und Reproduzierbarkeitskrise Thema Lotto spielen. Hallo Barlow. Meine Frage ist folgende. Sollte man Lotto spielen? Ich glaube die die die einfachste Antwort ist schon mal nein, aber so einfach machen wir uns heute nicht. Ich rede hier von keiner spielsichtigen oder extremen Spielern, sondern jemand wie meine Mutter. Sie spielt für 12 Euro im Monat Lotto. Ich glaube da darf man drei, ich habe keine Ahnung, aber ich glaube es dir einfach. Ich glaube da darf man drei Zahlenkombinationen wählen. Die Ziehung erfolgt einmal wöchentlich. Dieser Betrag schadet ihr nicht und sie hat eine Chance einen Jackpot zu knacken. Sei die Chance auch nur extremst gering. Erfahrungsgemäß spielt sie etwa 40 Prozent des Einkaufspreises wieder durch Kleinstgewinne ein. Nun kann man natürlich noch hochrechnen, wie viel man in 30 Jahren fürs Lotto spielen ausgegeben hat, aber es ist ja meist nicht so, dass man dieses Geld dann angespart auf der Bank liegen hätte, falls man nicht Lotto gespielt hat. Was hältst du von Lotto spielen? Totaler Quatsch, da die Chance zu gering ist oder verstehst du die Freude an der Hoffnung? Nehmen wir auch mal an, dass man Lotto mit einer Taktik spielt. Heißt keine häufig benutzten Zahlen wie 1 bis 31 wegen der Geburtstaten. Die 19 ist sowieso tabu, die 19 ist tabu und vermeidung jeglicher Muster beim ankreuzen. Somit fällt der Gewinn deutlich höher aus, da man diese mit weniger Leuten teilen muss. Der letzte Teil ist tatsächlich einer, der noch halbwegs interessant ist. Es gibt zwar keine Strategie, mit der man besser gewinnt beim Lotto, aber es gibt Strategien, mit denen man vermeiden kann, wenn man gewinnt, sich den Gewinn mit vielen teilen zu müssen und da stimmt unter anderem, dass man zum Beispiel die typischen Geburtstaten halt nach Möglichkeit nicht in dem Maße tippen sollte, weil sehr viele Leute so die Geburtstaten tippen oder auch Muster tippen, Reihen tippen, Spalten tippen und so weiter und so fort. Wir reden hier von 12 Euro im Monat. Ich glaube deine Schätzung mit den 40 Prozent kommt ungefähr hin. Ich meine, so ganz grobe Faustregel, Lotto schüttet ungefähr 50 Prozent von dem aus, was eingezahlt wird. Das ist mal grundsätzlich, sagen wir es mal so, das ist grundsätzlich katastrophal schlecht. Also es gibt wenig Glücksspiele, die bei einer einzelnen Ausspielung so viel Geld einbehalten wie Lotto, glaube ich. Dafür spielt man es ja üblicherweise auch nicht unbegrenzt. Das ist ja nicht wie bei einem Spielautomat, dass du da sitzt und keine Ahnung was, 50 Euro in Münzen reinwürfst und einfach so lange spielst, bis die weg sind, sondern du hast halt genau wie du es beschreibst bei deiner Mutter zum Beispiel, dass sie einen bestimmten Betrag hat, den sie im Monat oder in der Woche setzt und dann halt hofft, dass sie was gewinnt und meistens zwar nicht den Jackpot oder in deinem Fall oder im Fall deiner Mutter nicht nur meistens, sondern bisher wohl nicht den Jackpot, aber immer wieder hier und da so ein bisschen was von dem zurückbekommt. Wenn man es ganz nüchtern betrachtet, wenn es nur darum geht, irgendwie ergibt das irgendeinen Sinn aus finanzieller Sicht das zu tun, dann lautet die Antwort natürlich ganz klar nein. Die Frage ist halt nur, ob das die einzige Betrachtungsweise ist, die relevant ist. Denn das gilt ja für ganz ganz viele Dinge, dass man sagt, wenn ich dafür Geld ausgebe, ergibt das irgendeinen Sinn und die Antwort lautet auch nein. Die einfachsten sind zum Beispiel so was wie irgendwo ein Bier trinken gehen, einen Kaffee trinken gehen. Bei Bier oder Zigaretten oder so ist es noch offensichtlicher, weil man sofort weiß, dass es sogar unmittelbar gesundheitsschädlich ist, aber keine Ahnung, was irgendwo ein Milchshake trinken gehen oder sonst was. Auch da wird man in vielen Fällen sagen können, naja gut, wenn ich das auch nur einmal die Woche mache und dafür keine Ahnung was, drei Euro zahle, das wäre nicht ganz ganz ungewöhnlich, eine ungewöhnliche Menge Geld, das hätte ich mir auch sparen können und stattdessen nach Hause gehen und dort irgendwie ein Getränk zu mir nehmen und dort wesentlich an Geld sparen oder überhaupt irgendwo essen gehen und so weiter und so fort. Und wenn man sich jede Ausgabe so überlegt und gegen diese Hürde halt gegenrechnet, dann gibt es sehr sehr wenige Dinge, für die es sich lohnt Geld auszugeben. Schon alleine überhaupt, also wie ihr euch üblicherweise ernährt oder wie wir alle uns üblicherweise ernähren. Wir könnten sehr wahrscheinlich eine ausgewogene, gesunde Ernährung zu uns nehmen, die uns sehr sehr wenig Geld kostet. Die meisten von uns tun es nicht, weil die meisten von uns nicht nur teilweise Dinge zu sich nehmen wollen, die eben nicht so gesund sind, sondern auch einfach mal Sachen, die ein bisschen teurer sind, aber die uns einfach besser schmecken. Dasselbe gilt für Kleidung. Wir könnten uns Kleidung, keine Ahnung, ich weiß nicht was das Minimum ist, mit dem man sich so einkleiden könnte und wo man über die Runden käme, aber sehr vermutlich nicht viel und trotzdem gibt es Dinge, wo man sagt naja komm, aber mir gefällt das aber eine Spur besser, mir gefällt das eine Spur besser. Viele von euch sind Gamer, viele von euch haben irgendwelche Spiele, wo sie sagen da habe ich jetzt totalen Bock drauf, mir das zu kaufen, auch wenn sie vielleicht wüssten, dass es dasselbe Spiel in einem Jahr für ein Viertel des Preises gibt und so weiter und so fort. Und dann muss man halt sagen, da kommen wir wieder zurück zum zu dem Lotto spielen, dann fällt das auch nicht so ins Gewicht, gerade wenn es etwas ist, was wirklich nur in diesem Maße gemacht wird. Ja aus reiner Expected Value, aus einer EV Sicht lohnt es sich nicht, das zu tun, aber wenn das so ein, es kann ja auch durchaus dazu führen, dass das das jemand, ich bin jetzt nicht so ganz krass übertrieben, übertrieben sagen, wie so so so so nicht wirklich Lebenshoffnung gibt, aber so ein kleines so einen kleinen Silberstreifen Horizont, so ein bisschen was worauf man sich freuen kann, so ein bisschen was zum träumen können, das ist ja auch manchmal ganz wichtig und ich glaube dann muss man diesen Maßstab nicht anlegen und wenn du halt sagst, es ist halt dieser Betrag irgendwie von was 12 Euro im Monat und wenn wir davon ausgehen, ganz grob du sagst 40 Prozent, ich schätze ungefähr 50 Prozent, die man davon zurückbekommt, also sind 6 Euro im Monat. Klar, wenn man die über Jahre anlegen würde, dann käme auch ein bisschen das was dabei rum, aber das gilt bei ganz ganz vielen Dingen, die wir so aus Luxussicht machen und uns gönnen und keine Ahnung Netflix zum Beispiel oder sonst irgendwas in der Art und die wir auch nur ohne irgendwas zurückzukommen aufgrund des Unterhaltungsfaktors uns gönnen und wenn ich Netflix sage, dann haben wir noch gar nicht so Sachen angesprochen wie die Jahreskarte beim Fußball oder Sky oder so das Abo, das ist ja nochmal deutlich deutlich deutlich teurer oder das WoW Abo ist ja auch teurer. Bisschen nur, aber auch teurer, also von daher ich persönlich bin halt was bei was so Glücksspiele betrifft, bin ich halt jemand der das eher nüchterner sieht, also ich würde ein Glücksspiel dann spielen wollen oder hätte da Interesse daran, wenn ich das Gefühl hätte, dass es schlagbar ist und das sind die meisten natürlich nicht, sonst würde es sich niemand anbieten, es gibt oder gab nur ganz ganz wenige Ausnahmen und in den meisten Fällen ist es da auch nicht oder nicht mehr realistisch, aber keine Ahnung, ich würde da jetzt, bevor man da päpstlich als der Papst ist, müsste man es bei so vielen anderen Sachen auch sein, da drücke ich doch lieber Muttern die Daumen und sage vielleicht klappt es ja, ich habe keine Ahnung, gibt es irgendwie so ein Maximal-Jackpot, den man davon bekommen kann oder muss man dafür wieder dann irgendwie ein Plus-Sowieso-Spiel spielen, dass dann eben auch mehr kostet, egal, ich drücke auf jeden Fall die Daumen, vielleicht wird es ja was. So Thema Elektromobilität. Hallo Barlow, in der heutigen Zeit in Angesicht des Klimawandels wird das Verlangen der Öffentlichkeit nach Elektroautos immer stärker, nicht zuletzt wird auf der IAA in Frankfurt vehement gegen die Autoindustrie demonstriert und von den grünen Parteien in Europa die schnellstmögliche Abschaffung des Verbrennungsmotors bei Neuzulassungen gefordert. Jedoch sehe ich einige einige Probleme bei dieser Denkweise und der Versteifung auf E-Autos, da die Menschheit auch in Zukunft mobil sein muss und öffentliche Verkehrsmittel bei der aktuellen Entwicklung für viele nicht absehbar den Gebrauch des PKW ersetzen können. AH, das ist also, da mache ich mir mal ein Sternchen dran, dass sie das nicht können. Haben wir schon mehrfach darüber gesprochen, dass sie das bei vielen nicht wollen, das ist eine Sache, aber dass sie das nicht können und auch in absehbarer Zukunft nicht können, das ist mit Sternchen versehen. Muss dementsprechend in Zukunft auch mehr elektrische Energie erzeugt und zur Ladung der Fahrzeuge bereitgestellt werden. Dadurch entstehen Verbrauchsspitzen zu den Zeiten, an denen die Leute nach der Arbeit nach Hause kommen, die der Strom letztendlich mal auffangen muss. Hinzu kommt, ist es so? Ich weiß nicht, ob das stimmt, aber gut. Hinzu kommt, dass der Strom in Deutschland immer noch zu einem großen Teil aus nicht regenerativen Energiequellen gewonnen wird und so das Emissionsproblem nur verlagert werden würde. Ja, gut. Man kann natürlich immer den Status vorbetrachten und sagen, jetzt ist es noch nicht gut, also ist alles doof. Das ist aber auch wiederum recht kurzsichtig gedacht. Also damit sperrst du halt jede Innovation. Jede Innovation, die an Effizienz gewinnen muss, um perfekt zu sein, würdest du damit ja blockieren, wenn du sagst, das ist im Moment noch nicht perfekt, das muss noch so und so gewonnen werden, also so scheiße. Des Weiteren müssen für die Masse an Fahrzeugen auch Ladestationen vorhanden sein. Die stelle ich mir vor allem in engen Wohnblocks mit Mehrfamilienhäusern als sehr schwierig vor, da der Platz äußerst begrenzt ist und die Möglichkeit, in der hauseigenen Steckdose zu laden wegfällt. Wahrscheinlich auch verstärkt durch die vergangene Diesel-Affäre wird für mich dieses Thema viel zu einseitig und mit zu wenig Weitsicht diskutiert. Eine Mobilitätswende ist unausweichlich, aber aktuell verlagert man meiner Meinung nach mit so einer Politik das Problem nur. Wie stehst du zum Thema Elektro-Mobilität? Ja, aber weißt du, du sagst, dass es einseitig ist, aber was du vorbringst ist halt auch ein Stück weit einseitig. Also die Probleme zu nennen, ohne dabei zu sagen, dass das logischerweise bei so einer massiven Veränderung unausweichlich ist. Es geht halt nicht anders, wenn wir so eine signifikante Veränderung erreichen wollen, dann bedeutet das halt, dass sich eine Menge Dinge ändern müssen und dass die nicht von jetzt auf gleich gehen, ist auch klar. Die Schwierigkeit, glaube ich, besteht im Moment darin, dass manche nicht einsehen, dass wir eben noch nicht flächendeckend so weit sind, dass wir von jetzt auf gleich schnipp machen können und alles umstellen können auf Wasserstoff oder Elektroenergie und so weiter und so fort, dass der Status Quo eben noch nicht da ist. Das ist, glaube ich, so eines der Probleme. Es scheint Leute zu geben, die zu glauben, dass es jetzt einfach nur am Unwillen der Leute liegt und wir noch nicht diesen Status erreicht haben. Und ich glaube, das ist so ein bisschen auch ein Problem oder ein Teilproblem. Aber wenn die Bereitschaft halt da ist, diese Veränderungen vorzunehmen, dann glaube ich, ist das grundsätzlich ein Schritt in die richtige Richtung und der ist natürlich nicht leicht. Also wenn ich mir angucke, ihr kennt M-Pox ja, M-Pox kennt ihr vielleicht, wenn ihr mit den, wann war das, die zweite Staffel, glaube ich, von Anders gilt und Overgeart gesehen habt, wo er mit dabei war, unter anderem hier auf diesem Kanal und der hat ja auch so einen eigenen Kanal, wo er immer wieder so Dinge testet, unter anderem auch. Habe ich gesehen, dass er so ein Elektroauto getestet hat und er sagt halt auch, dass es im Moment noch unglaublich schwierig ist, dieses Ding im normalen Gebrauch halt zu nutzen, weil du so übertrieben formulierst, so ein bisschen von Ladestation zu Ladestation fährst. Also noch ist die Infrastruktur halt nicht da, um das zu gewährleisten, was man möchte. Noch ist es halt auch preislich nicht in der Kategorie, die sich jeder so ohne weiteres leisten kann und so weiter und so fort. Aber wenn wir feststellen sollten, dass das eine dauerhafte sinnvolle Alternative ist, dann muss man halt auch manchmal so ein bisschen in den sauren Apfel weisen. Wir haben ja schon so ein paar Umstellungen gehabt, was bei Kraftfahrzeugen zum Beispiel, ihr seid vielleicht viele von euch sind zu jung dafür, aber die Umstellung auf bleifreies Benzin, auf komplett bleifreies Benzin ist ja auch nichts, was von jetzt auf gleich instant funktioniert hat oder gegangen wäre oder nichts gekostet hätte oder so. Das hat ja auch einiges, vermutlich nicht ganz so viel wie komplett auf Elektroautos umzustellen, aber es hat ja auch einiges bedeutet. Ich glaube, das sind so die Dinge, auf die die beiden Seiten dann so ein bisschen gucken müssen. Einerseits, jo, wir können das nicht instant hin bekommen und nur dass wir das nicht instant hinbekommen, heißt nicht, dass die eine Seite es gar nicht will oder so. Aber auf der anderen Seite auch, du kannst dich halt nicht hinsetzen, zurücklehnen und sagen, ja momentan ist das ja nicht durchführbar, also ist es keine Alternative. Das ist halt auch Unsinn. Wenn es danach ginge, dann gibt es zehn Millionen Dinge, die nie eine Alternative gewesen wären, wenn man nur sagt, ja moment, sind sie das noch nicht, also ignorieren wir die. Thema die Reproduzierbarkeitskrise in den Wissenschaften, das ist ein sehr, sehr interessantes Thema, da bin ich mal sehr gespannt. Gut, hallo Barlow, zunächst einmal ein Dankeschön für deine täglichen Mühen, uns mit deinen Diskussionen zu unterhalten, genau, mit meinen Monologen. Mir gefällt sehr, dass du konkrete Themen deiner Zuhörerschaft mit persönlicher Note ansprichst. Vorweg, ich bezweifle, dass mein vollständiger Beitrag, das heißt Textwand, als Frage für ein BMZ geeignet ist. Muss es aber auch nicht zwingen, das muss nicht zwingend eine Frage sein. Aber ich schreibe den Klotz einfach mal für den Fall, dass dich die Angelegenheit der Reproduzierbarkeit von Studien aus Sicht eines frischen Wissenschaftlers interessiert. Tut es definitiv. Ich nehme hier eine Auswahl an Diskussionspunkten bzw. Fragen vorweg, falls du mein Ungetümen weiter unten trotzdem irgendwie verwursten magst. Erstens, wie gehst du allgemein an Publikationen schrägschräg Studien ran? Auf welchem Punkt ist ein solches Werk für dich hinreichend robust, um dessen Befund oder Befunde als solche zu akzeptieren? Für mich als Nicht-Wissenschaftler, das ist leichter was zu gesagt, als es fundiert. Also allgemein ist es glaube ich bei mir so, dass ich versuche Dinge zu finden, die auf mehr als eine Studie oder zumindest auf Meta-Studien verweisen können. Und wenn, dann eine wichtige Faktor ist immer die Stichprobe. Wenn ich so Studien sehe, die irgendwas exklusives sagen oder so eine ganz brisante Headline haben, und dann sehe ich so Sample Size 123, dann ist das was, wo ich immer so schon mit ein bisschen Vorsicht dran gehe. Aber auch das ist nicht so ganz leicht, weil es nicht immer immer einfach ist zu bestimmten Themen überhaupt Studien zu finden oder Informationen zu finden, weil nicht alle Studien mit denselben Ergebnissen gleich häufig zitiert werden alleine und damit auch nicht leicht findbar sind, wenn du sagst, okay ich gucke jetzt einfach mal, was gibt es denn so für Studien? Es gibt zum Beispiel oft den Fall, dass Studien, die zu einem bestimmten Thema keinen Zusammenhang nachweisen können. Die sagen, wir wollen beweisen, ob es einen Zusammenhang zwischen x oder y gibt und dann ob der in die Richtung oder die Richtung geht, dass die, die keinen nachweisen können, quasi unaufhintbar sind. Das ist so so so eines der Probleme, die passieren. Oder dann, dass diejenigen, die sich dem was im Moment gängige Meinung ist anpassen oder in diese Richtung schwingen, dass die wesentlich häufiger zitiert werden. Aber allgemein gilt, wenn ich nur ein einzelnes Werk hätte, würde ich mir die Methodik anschauen und zu versuchen zu verstehen, ob es vielleicht in der Methodik schon so gravierende Probleme gibt, dass ich mich erst gar überhaupt nicht darauf verlassen wollen würde. Zum Beispiel bei den Studien zum Thema Gewalt und Computerspiele, wenn man Testgruppen hat, die verschiedene Spiele spielen sollen, diese Spiele aber so unterschiedlich sind, dass schon alleine auf Basis dieser Methodik das Ding ausfällt, wenn man sagt, ich vergleiche eine Gruppe, die ein gewalttätiges Spiel x spielt und eine Gruppe, die ein nicht gewalttätiges Spiel y spielt. Und dann habe ich als das eine Spiel, die gab es tatsächlich diese Studie, eins war irgendwie Mist oder Riven oder so, irgendwie so ein Adventure, weiß der Teufel was und das andere war ein Beat em up, wo ich halt sagen kann, okay das ist alles schön und gut, aber die Spiele unterscheiden sich ja durch deutlich mehr als nur der Faktor, ob sie Gewalt beinhalten oder nicht. Es sind halt völlig unterschiedliche Spiele. Das ist eines der Beispiels, ist aber nicht immer ganz leicht, weil da muss man sehr oft sehr sehr tief in die Studie rein lesen, um sich genau anzugucken, was die entsprechenden Durchführenden gemacht haben. Manchmal ist das erschreckend, wenn man sich anguckt, was die gemacht haben. Zwei, hat deine aktive Auseinandersetzung mit wissenschaftlichen Publikationen über die Jahre deine Meinung, beziehungsweise Ansichten über die moderne wissenschaftliche Arbeit geprägt und wenn ja wie? Ist schwer zu sagen. Also natürlich in einer gewissen Art und Weise hat es das geprägt, weil ich doch einiges zu diversen Themen gelesen habe und an manchen Stellen verwundert, bis erschrocken war. Also wie anhand der Beispiele, die ich eben genannt habe, dass man sich halt Dinge durchliest über einen Versuchsaufbau von der Studie und sich denkt um Gottes Willen. Das kann doch nicht ernsthaft irgendjemand abgenickt haben. Da kann doch nicht ernsthaft irgendjemand gesagt haben, diese Studie ist auch nur ansatzweise geeignet, das zu zeigen, was anschließend aus ihr gezeigt werden oder abgeleitet werden soll. Auf der anderen Seite habe auch den umgekehrten Fall, dass ich halt Studien gesehen habe, wo Menschen so krass in der Lage gewesen sind zu versuchen, Störfaktoren zum Beispiel rauszurechnen, an die ich noch nicht mal gedacht hätte. Und das ist immer das erste, was ich tue, um mir zu überlegen, okay was sind die Schwächen, was sind die methodischen Schwächen an dieser Studie? Also ja, es hat die Ansicht geprägt, aber ich würde jetzt nicht sagen, dass es eindeutig in eine negative Richtung gewesen wäre oder eindeutig in eine positive Richtung. Es war interessant zu sehen in manchen Fällen, wie unterschiedlich doch gearbeitet wird. Drittens, wie viel Verantwortung würdest du bei der Berichterstattung über wissenschaftliche Befunde jeweils dem Journalisten und dem Endverbraucher zumindest Laien zuschreiben, was die Ermittlung der tatsächlichen Fakten oder Befunde angeht? Dem Journalisten extrem viel. Also mitten im Journalisten steht und fällt, dass das, was jemand der Laie ist, darüber denkt. Der Journalist ist so die Schnittstelle zwischen der rohen Information, in dem Fall zum Beispiel einer Studie, und der Berichterstattung darüber, also dem, was letzten Endes bei einem Hörer ankommt, der sich darauf verlässt, dass das, was wiedergegeben wird, sinnvoll und richtig wiedergegeben wurde. Und das ist ein riesengroßes Problem, weil Journalisten interessieren sich nicht dafür, die Wahrheit zu berichten. Erstmal Punkt. Sie interessieren sich dafür, etwas zu berichten, was gelesen, gesehen, gehört und so weiter wird. Dafür sind sie halt sehr, sehr, sehr gerne bereit, die Wahrheit zu bieten. Meistens passiert das nicht unmittelbar in Form einer Lüge. Also das funktioniert auch meistens nicht. Wenn jemand sagt, eine Studie belegt X und dann liest sie die Studie durch und sagt, das tut sie nicht mal ansatzweise, belegt eigentlich genau das Gegenteil. Sie belegt Y, dann ist ein Artikel Mist an der Blatt, wird nicht gekauft. Was aber sehr häufig passiert, ist, dass bestimmte Teile von Informationen herausgenommen werden und in einem anderen Kontext dargestellt, um etwas zu berichten, was berichtenswert erscheint. Und das ist eine sehr, sehr, sehr, sehr gängige Praxis. Oder dass wichtige Voraussetzungen unterschlagen werden, unter denen etwas gültig ist und so weiter und so fort. Und ja, das ist Aufgabe von Journalisten, das gewissenhaft zu tun und das wird nicht immer gemacht. Also gerade bei vermeintlich brisanten Themen. Und das ist unglaublich ärgerlich. Und am ärgerlichsten daran ist, dass es sehr oft passiert, indem die unmittelbare Information unterschlagen wird und stattdessen nur noch die Zusammenfassung publiziert wird. Und das macht es noch mal zehnmal so problematisch, weil niemand mehr eine Chance hat, anhand dieses Artikels, den er dann liest, unmittelbar den Fehler, den ein Journalist gemacht haben könnte, überhaupt nachvollziehen zu können. Weil der Zwischenschritt fehlt und rausgenommen wurde. Also das ist ein ganz, ganz, ganz, ganz, ganz, ganz großes Problem. Nun aber zu angekündigten Textwand. Seit einigen Jahren durchlebt die wissenschaftliche Welt eine sogenannte Reproduzierbarkeitskrise, Replication Crisis, in der sich viele der in Publikationen beschriebenen Befunde nicht zuverlässig reproduzieren lassen. Das wundert mich übrigens gerade total. Aber gut, insbesondere sind davon die Sozialwissenschaften und Psychologie- forschung betroffen. Das wiederum wundert mich überhaupt nicht. Welche in vielen Teilgebieten sehr stark bzw. fast ausschließlich auf empirische Erhebungen an Menschen, Umfragen etc. oftmals mit moderater Stichprobenqualität angewiesen sind. Ja, definitiv. Und da ist vor allen Dingen das große Problem, dass es dann auf die Art und Weise der Erhebung der Informationen ankommt. Habe ich Leute, die zum Beispiel befragt werden, haben sie Lust an einer Studie zum Thema Gewalt unter, keine Ahnung was, unter Schülern teilzunehmen oder so. Damit habe ich da eine Stichprobe, die schon nicht mehr repräsentativ ist. Oder frage ich irgendwie in einer ansonsten repräsentativen Gruppe, kann ich dich mal etwas fragen. Dann wird unmittelbar gefragt oder sind es halt schriftlich. Die Art und Weise, wie Fragen formuliert werden, die Art und Weise, wie und welche Alternativen zu bestimmten Fragestellungen gewählt werden. Dann ist es manchmal so, dass Fragestellungen so gewählt werden, dass sie etwas implizieren, obwohl diese Implikation auf Seiten des Fragestellenden eine andere ist, als auf der Seiten des Gefragten und so weiter und so fort. Also dass das in den Bereichen massive Probleme mit sich bringt, wundert mich kein bisschen. Anmerkung seit einigen Jahren soll nur nicht heißen, dass nur neue Studien davon betroffen sind. Tatsächlich hat man vor einer Weile, wo er erst angefangen bestehende Publikation im großen Stil darauf hin zu untersuchen. Man ist sich diesem grundlegenden Problem, also vielmehr erst seit einigen Jahren, in seinen scheinbar vollen Ausmaßen bewusst. Nun hattest du im Laufe der WBMZ-Serie ja meiner Erinnerung nach schon ein paar mal erwähnt, dass du ab und an mal wissenschaftliche Publikationen lesen und dort manches mal die eine oder andere durch offensichtliche Methodik-Schwäche entdecken würdest. Das Problem der Qualitätssicherung sitzt hier allerdings viel tiefer und es ist selbst dann vorsichtig geboten, wenn einem eine gegebenen Publikation zunächst ausreichend solide erscheint. Von den offensichtlichen Fehlerquellen, zum Beispiel mangelhafte Anwendung von statistischen Werkzeugen. Okay, ja gut, klar, dass jemand einfach irgendwas falsch macht, das ist natürlich klar. Abgesehen gibt es noch weitreichende strukturelle Probleme, die die Krise heraufgeschworen haben. Es werden heutzutage Unmengen an Messdaten und Publikationen unter dem Drang erzeugt, zur Förderung der eigenen akademischen Karriere und Sicherung von weiteren Forschungsgeldern flott zu publizieren, sodass auch mit Sicherheit die Qualitätssicherung dabei streckenweise darunter leidet. Allgemein ist es als wissenschaftlicher Verleger auch unmöglich, im Zuge eines Peer Reviews eingereichte Studien auf Reproduzierbarkeit zu prüfen. Das heißt, was nicht bereits am Text selbst als fragwürdig zu erkennen ist, kann in der Regel nicht direkt vorzeitig entdeckt und abgefangen werden. Ferner sind Reproduktionsstudien zeitaufwendig und mit sehr geringem direkten akademischen Nutzen für die Autoren verbunden, was die im vorherigen Absatz angesprochene Motivationen angebt. Deshalb ist es doch eher naheliegend, wenn jemand sagt, ich habe irgendwas bahnbrechendes gefunden, dann derjenige zu sein, der sagt, der hat recht, ist halt nicht die geilste Aufgabe. Zusammengefasst steht man also vor einem gewaltigen Problem, ohne wirkliche direkte Lösungsansätze parat zu haben. Das Thema ist natürlich noch viel komplexer, als ich es hier anreißen kann, aber oberflächlich ist es meiner Meinung nach selbst so schon leicht einzusehen. Noch ein kurzer Einwurf, was die Nutzung von Studien betrifft, bevor die Textwand zur Mauer wird. Es wird über Studien bzw. deren Ergebnisse gern fahrlässig berichtet, überspitzt, ach so, das ist ein Bildchen, wenn nun auch noch die Publikationen dahinter fundamental auf schwachen Beinen stehen, läuft man Gefahr, selbst bei vermeintlich ordentlicher Berichterstattung unweigerlich falsche Informationen zu verbreiten. Das mit Sicherheit. Manchmal ist es auch alleine schon die geschriebene Sätze zu einem Thema x um zu formulieren, ohne weitere Fehler einzubauen, ist teilweise so unglaublich schwer. Wer von euch sich mit so Logik setzen oder so auskennt und sagt, sag mal das Gegenteil von x oder sag mal einen Satz x und dann sag einen Satz, der diesen ausschließt oder so, der das Gegenteil davon ist. Da vertun sich unglaublich viele und bei so, naja, ich mein Journalisten sind auch nur Journalisten, in manchen Fällen haben die auch keinerlei große Fachkompetenz in dem Bereich und das die sehr sehr oft alleine aus aus einer Nachlässigkeit dadurch Fehler verbreiten. Mir ist aufgefallen, als ich, klingt jetzt total bescheuert, aber als ich beim Übersetzen von Poker Texten, also sowieso von Texten, wo es halt um Wahrscheinlichkeiten und weiß der Teufel was ging, dass Sätze, die verdammt ähnlich klingen, oft eine sehr unterschiedliche Aussage haben. Gut, als Laienleser von Publikation ist man halt irgendwo mit seiner Kompetenz oder Zeitstelle am Ende und muss praktisch irgendwann darauf vertrauen, dass im Großen und Ganzen sauber gearbeitet wurde. Dabei werden Studien aber vor allem auch bei vielen politischen Diskussionen herangezogen, können Meinungen stark beeinflussen, was entsprechende Folgen mit sich ziehen kann. Selbst wohlgemeinende Experten bleiben von diesem Problem nicht verschont. Im Psychologiebuch schnelles Denken, langsames Denken, übrigens hervorragendes Buch, wurden einige der vom Autor Nobelpreisträger herangezogene Studien im Rahmen der Reproduzierbarkeitskrise für nicht reproduzierbar bzw. statistisch hinreichend mächtig befunden, worauf der Autor sich für deren Nutzung entschuldigte. Also Dan Kahneman selber, ja also keiner ist davor gefeilt. Insgesamt besteht also konkreter Handlungsbedarf und Vorsicht, was die Gewährleistung der Publikationsqualität in den betroffenen Gebieten und den Umgang mit Studien angeht. Persönlich habe das Glück, Teil einer Forschungsgruppe mit einem Institut computergestützte Biophysik zu sein, wo der Publikationsdruck nicht so enorm ist, wie ich es von einigen Kollegen kenne. Im Rahmen der Qualitätskontrolle wird bei uns auch gerne mal eine verspätete Einreichtung bei einem Verleger in Kauf genommen, je nach Finanzierungslage ist dies aber natürlich oft ein Luxus, den man sonst selten hat. Aber genug Rede meinerseits, ich hoffe, davon ist mein Beitrag irgendwo interessant und hast noch eine angenehme Woche. Beste Grüße aus dem kalten Institutskeller, der sich für russchimpft. Ja es war auf jeden Fall sehr interessant, also von Leuten Dinge zu lesen, über die ich mir Gedanken mache, die das auch aus ihrer Sicht und aus einer wissenschaftlichen Sicht bestätigen können. Im Zweiten Seite könnt ihr mir immer sagen, Barlow, du hast vielleicht mal irgendwo vor 20 Jahren oder 25 Jahren was studiert, was mit Naturwissenschaften zu tun hatte, aber das war es auch. Und von daher hat das, was du sonst sagt, nicht notwendigerweise irgendeine Relevanz. Ich bin mit dem Mikrofon am Vorhang geblieben. Aber ja, das ist sehr interessant zu sehen, dass es offensichtlich Probleme gibt, die mittlerweile zumindest weitreichend bekannt sind oder werden. Aber auch das ist ja schon mal so ein guter Schritt, so wie bei dem letzten Thema so ein bisschen. Also wie heißt es so schön? Einsicht ist der erste Schritt zur Besserung. Und ich glaube, dass das gerade in der Vergangenheit, glaube ich, noch ein deutlich größeres Problem war als heute, weil es heute noch mal leichter ist, auf Informationen zuzugreifen. Und es früher vermutlich dementsprechend wesentlich leichter war, mit sehr wenigen schlechten und nicht gesicherten Informationen Behauptungen aufzustellen, die wiederum weitreichende Folgen hatten. Ich nenne immer wieder als Beispiel hier den Professor Christian Pfeiffer, der für uns Gamer immer Relevanz hatte, wenn es um das Thema Computerspiele ging, weil er jahrelang als Experte betrachtet wurde und teilweise die absurdesten Dinge von sich gegeben hat, von denen er meinte, dass die wissenschaftlich gestützt seien, wo man mehr und mehr herausfindet, dass vieles von dem, was man da als wissenschaftlich gestützt betrachtet hat, doch eher hokus pocus ist. Von daher glaube ich, ist der Faktor, dass man jetzt erkennt, wo das Problem besteht, schon mal ganz wichtig. Es gibt halt noch ein paar andere Schritte, die dazukommen müssen. Also gerade was das Zitieren von Studien betrifft, da werde ich halt immer wahnsinnig. Also nicht immer, aber wenn ich halt feststelle, du hast irgendwie so einen Bereich, es gab 30 halbwegs vernünftige Studien zu einem Thema, 20 sagen, wir können irgendwie keinen Zusammenhang feststellen, sechs sagen, der Zusammenhang geht in eine Richtung und vier sagen, der Zusammenhang geht in die andere Richtung. Und dann stellst du fest, irgendwie 90 Prozent der zitierten Studien sind die vier, die in eine Richtung gehen. Und die sind natürlich nicht per se falsch oder gelogen oder sonst was. Das heißt erst mal gar nicht, dass es vier Stück gibt, die in eine Richtung geht, sechs die in die andere oder 20 neutrale. Nur, das heißt halt, dass man eine Auswahl treffen kann, die das Bild komplett verfälscht und auf Basis von dem halt unter anderem auch Gesetze macht und so. Ja, cooles Thema, danke dir, danke euch fürs Zuhören, wir hören uns morgen wieder, wenn ihr möchtet. In diesem Sinne tschüss und bis zum nächsten Mal, sagt euer Onkel Barlow.